Weinterrasse Rollanderhof (Kleinmarkthalle, Innenstadt, Hasengasse 5-7)
Und Mittags fängt das Leben an …
Seit einigen Jahren erfreut sich in Frankfurt der Ausschank unter freiem Himmel größter Beliebtheit. Ob Samstags auf dem Wochenmarkt der Konstablerwache, ob Freitags in der Schillerstraße - stets sind die Weinstände dicht umlagert und das lautstarke Gebabbel und Gelächter ist schon von weitem zu hören. Nun könnte man entgegnen: „Des is doch nix Neues: Vorm Wasserhäusi wird schon immer gebeschert unn dumm Zeusch verzählt!“ Aber nein, wir reden hier von kultivierten Trinkgelagen im großen Stil.
Eine zumindest bei der Laufkundschaft nicht ganz so bekannte Lokation befindet sich im ersten Stock der altehrwürdigen Frankfurter Kleinmarkthalle auf der über dem Westeingang gelegenen Terrasse, ist aber nicht minder gut besucht. Der Rollanderhof, ein Weingut aus Saulheim in Rheinhessen, betreibt im Obergeschoss sowohl einen Verkaufsstand als auch diesen Freiluftausschank und ist ebenso auf der Konstabler, der Kaiserstraße und dem Schillermarkt vertreten.
Schon zur Mittagszeit trifft man hier die Angestellten aus den umliegenden Büroetagen, zahllose Rentner und auch einfach Nixschaffer an einem Glas fest geklammert und in lautstarken Unterhaltungen vertieft. Kaum zu glauben, dass ein beträchtlicher Teil der Zecher anschließend wieder arbeiten geht oder es zumindest vorgibt. In jedem Fall hat sich hier heimlich eine liebenswerte, lebensfrohe Trinkkultur etabliert, die man so in einer kalten und geschäftigen Finanzstadt wie Frankfurt nicht für möglich gehalten hätte. Im Prinzip kennt man das ja schon aus den Ebbelweilokalen: Relativ früh am Tag, meist so gegen 5 macht mer sich dort breit und geht dann auch um 10 wieder heim, weil’s dann langt.
Der Rollanderhof gehört vielleicht nicht zur Oberklasse, aber dafür ist er immer für die Frankfurter da – im Gegensatz zu den teilweise elitären Rheingauern, die sich nur einmal im Jahr auf der Fressgass‘ blicken lassen. Einen sehr akzeptablen Sauvignon Blanc (€3,80 im Ausschank) hatte ich dort auch schon und der Weißburgunder (€3,20) ist seit Jahren eine Bank. Wohlgemerkt: Das geeichte Nullzweierglas wird hier stets bis zum Rand befüllt – eine wohltuende Geste, so dass wir trotz Innenstadtlage von einem durchaus attraktiven Preis-Leistungs-Verhältnis sprechen können.
