Kaffeerösterei Wissmüller (Bockenheim, Leipziger Straße 39)

Ein Stern am Kaffeefirmament

Kaffeerösterei Wissmüller

Neben der allseits geschätzten und verehrten Rösterei Wacker, welche neben dem Stammgeschäft am Kornmarkt mittlerweile drei weitere Filialen in Bornheim, im Nordend und sogar am neuen Riedberg (!) unterhält und darüber hinaus zahllose Kaffees und Bistros beliefert, gibt es in Frankfurt auch kleinere, ebenso alteingesessene Betriebe, die wir an dieser Stelle nicht vergessen wollen.

Ein Besuch in der Kaffeerösterei Wissmüller in der Leipziger Straße in Bockenheim zum Beispiel ist wahrlich eine kleine Zeitreise: Über einem Süßwarenladen der Hausnummer 39 prangt noch ein Firmenschild aus den Anfängen der Neonreklamen, daneben die Pizzeria Dal Piatto mit original Stern Kaffee im Ausschank. Über die Hofeinfahrt, vorbei an einem Gemüsestand, einem handgemalten Werbeschild und zum Verkauf aushängenden original Kaffeesäcken aus aller Herren Länder geht es in ein seit etwa 50 Jahren unverändertes Hinterhaus. Knarrende Dielen, Linoleumboden, eine alte Holztür und man steht mit offenem Mund in einem Verkaufsraum, wie es ihn vermutlich kein zweites Mal in Frankfurt mehr gibt: Exorbitante zwei mal zwei Meter teilt ein Tresen in zwei Hälften, wovon der netten Dame im Verkauf die eine vorbehalten ist. In der anderen drängeln sich zu Spitzenzeiten bis zu vier Kunden, eine Anrichte und ein alter Holzstuhl. Ab dem fünften Käufer bleibt dann die Tür auf. Die Eingang zur Rösterei in einem weiteren Hinterraum steht immer offen und man sieht weitere fleißige Hände an einer betagten Röstmaschine hantieren oder gerade Jahresvorräte von Kaffeetüten verpacken. Einer der Mitarbeiter trägt übrigens stets wechselnde Fan-Shirts der Frankfurter Eintracht – da kommt man doch gleich noch mal so gerne hier her …

Straßenansicht

Das Angebot an Kaffeesorten mit dem Namen ‚Stern’ ist überschaubar, nicht ganz so üppig, aber in jedem Fall ausreichend und zudem im Schnitt auch noch zwei Euro günstiger als bei Wacker. Zwar gibt es keinen Ausschank, aber man wird nahezu regelmäßig zu einer Tasse eingeladen. Meine Empfehlung: Der Transfair-Espresso, ein Pfund, ganze Bohne für 8,40 €. Die zugehörige Blechdose steht auf dem Boden und muss immer erst mühsam nach oben gehievt werden, was ich an dieser Stelle auch aufrichtig bedauere, aber es gibt für mich dazu leider keine Alternative. Dann das Abwiegen per Hand, Bohne für Bohne rieselt aus der Schöpfkelle in die braune Papiertüte, bevor diese sorgsam verschlossen wird. Ein durch und durch analoger Arbeitsgang begleitet von außerordentlich freundlichen Umgangsformen einschließlich dem obligatorischen „Darf es sonst noch etwas sein?“.

Vom schmalen Flur, der zum Verkaufsraum führt, geht eine weitere, mit ‚Büro’ beschriftete Tür ab. Hier saß bis vor wenigen Jahren noch regelmäßig der mittlerweile 92 Jahre alte Herr Wissmüller mit Zigarre hinter seinem Schreibtisch. Hermann Wissmüller hatte das Traditionsunternehmen 1948 selbst gegründet und führt es mit seiner Frau Herta bis heute, leider habe ich ihn seit einiger Zeit nicht mehr gesehen. Hoffentlich geht’s ihm gut.

www.wissmueller-kaffee.de


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